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LOKSA
Lichtvolle und gepflegte Loksa-Kirche befindet sich in dem Grüne
und inmitten der Friedhofsruhe. Der der Heiligen Maria gewidmete
Tempel, der einen alten Bau austauschte, wurde in den Jahren
1847–1853 gebaut. Vorherige Kapelle und Begräbnistätte lagen früher
an dem rechten Ufer des Flusses. Wahrscheinlich wurde diese
Stätte wegen einen schweren Lehmboden verlassen. Der heutige
Kirchenbau ist wenigstens der dritte von den in Loksa liegenden
Sakralbauten.
In dem ältesten Kirchenbuch von Kuusalu, das von einem noch ältesten,
von dem Jahre 1675 stammenden Buch kopiert wurde, kann
man lesen: “In Kuusaluer Gemeinde gibt es zwei am Meer liegende
Kapellen. Die erste, ältere ist die Kapelle in Jumminda. Die andere,
in Loksa, das ein schöner Ort ist, war im Jahre 1629 renoviert, und
die wurde nach dem Namen der Heiligen Jungfrau genannt”.
In dem Jahre 1867 wurde eine neue Kirche in dem Dorf Leesi als
die Nachfahre der in dem Kirchenbuch erwähnten und im Dorf
Juminda befindlichen Kapelle gebaut. Die beiden, sowohl Leesier
als auch Loksaer Kirchen dienten als am Meer liegenden Hilfskirchen
der Gemeinde von Kuusalu. Deshalb nennt man sie im
Sprachgebrauch bis heute die Kapellen, obwohl diese Gemeinden
schon viele Jahrzehnte lang selbständig sind.
Aus dem Kirchenbuch von Kuusalu kann man noch lesen, dass
als das Gut der Kapelle von Loksa im Jahre 1735 in das Kirchenbuch
eingetragen wurde, gab es da nichts mehr, außer einer kleinen
Uhr, einem Zinnkelch mit dem Teller und einem Altartuch.
Wahrscheinlich war auch das Kapellengebäude in einem schlechten
Zustand, da der Graf Karl Magnus Stenbock in der Mitte des
XVIII. Jahrhunderts eine neue Kirche in Loksa bauen ließ. Die
Kapelleneinweihung fand am 27. August 1766 statt. Von diesem
Zeit stammt vermutlich das ursprüngliche Altarbild der heutigen
Kirche, das große Temperabild von einem unbekannten Maler “Das
Heilige Abendmahl. Schmerzensmann” (um 1780), das sich jetzt
im Vorhaus über der Tür befindet.
Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde es im Herbst 1847 begonnen,
als deren Grundstein gelegt wurde. Nach zwei Jahren stand das
Gebäude schon unter dem Dach, und 1850 war der Kirchturm fertig.
Drei Jahre später wurde man auch mit den Innenarbeiten zu Fache
gekommen und die Kirche wurde eingerichtet. Über das Weihfest
schreibt der Lehrer von Kuusalu Eduard Ahrens Folgendes: “Am 27.
September 1853 wurde die neue Kapelle in Loksa mit der Hilfe des
Generalsuperintendenten Hr. Rein, des Pastors von Jõelähtme Probstes
Schüdlöffel und des Lehrers von Kadrina Hellenius eingeweiht.
Es war so viel Volk der Gemeinde zusammengeströmt, dass kaum
zwei Teile von den Menschen in der Kapelle Platz gefunden hatten,
obwohl die neue Kapelle 12 Quadratklafter größer als die alte ist”.
Loksaer Kirche ist eine schlichte historizistische Dorfkirche. An
das einschiffige Längsgebäude schließt sich in dem westlichen Teil
ein etwas abstehender viereckiger Kirchenturm an. Der Saal hat
Tragbalkendecke. Als eine Ausnahme fehlt in der Kirche die Sakristei.
Dem schlichten Gebäude verleihen Ausdruck ein profilierter
Bord, große Segmentbogenfenster, Türe mit Quadertäfelung und
Balustraden an den Schalterfenstern des Kirchturmes. Die Kanzel
mit dem sechsflächigen Grundriss war zu der Zeit der Einweihung
fertig, und deren Hauptdekoration ist ein schlichter Lilienschmuck
am Rand des Schalldeckels. Farbige Fensterquadrate geben dem
schlichten Kircheninnere ein frohes Ansehen bei.
Das neue Altarbild der Kirche “Die Auferstehung” wurde 1888
fertig, dessen Autor ist in Tallinn handelnder Maler und Zeichenlehrer
Theodor Albert Sprengel (1832–1900). Das für das Bild erforderliche
Geld in der Summe von 275 Rubel wurde als Spenden
der Gemeindemitglieder gesammelt. Im Jahre 1889 wurde der
Chorteil des Tempels umgebaut und eine neue Orgel angeschaffen.
Die letzte hat der Orgelmeister estnischer Herkunft Gustav
Terkmann (Targamaa) gebaut. Man kann annehmen, dass mit der
Orgel der Kirche in Loksa beschäftigte sich auch dessen Sohn,
noch fruchtbarerer Orgelmeister August Terkmann, denn die
in der Kirche befindlichen Musikinstrumenten brauchten doch
Pflege und Instandsetzung. Das bestätigt auch die an die Orgel
befestigte Messingplatte zum Gedenken an Alfred Borgmann, den
im Schiffwerk arbeitenden Arbeitsleiter von den Staatsdeutschen,
der für die Instandhaltung des Musikinstrumentes 300 Kronen
spendete. Die Orgel hat zwei Manuale, ein Pedal und 9 klingende
Register. Zusätzlich zur Orgel gibt es vor den Bankreihen der
Kirche ein mehr als 100 Jahre altes Harmonium. 1894 hatte man
den neben der Kirche liegenden Friedhof ausgedehnt und auf dem
Friedhof zwei neue Tore gebaut.
Das Gut der Kirche war pfleglich aufbewahrt. Hier werden die von
dem Tallinner Zinngießer des XVIII. Jahrhunderts Johann George
Stier geschaffene Taufschüssel (1721) und zwei Kerzenständer
aufbewahrt, die aus der alten Kapelle stammen. Die ansehnlichen
Kronleuchter der Kirche wurden während des Krieges in die Erde
verborgen, und obwohl ihre Kristallanhängsel kaputtgegangen waren,
kann man auf sie auch heute stolz sein.
Mit der Kirche ist der Anfang des Weges zur Ausbildung in Loksa
verbunden – 1867 begann der Kirchenchorist Jakob Janter den
Kindern Unterricht zu erteilen. Da es keinen Klassenraum gab,
machte er das die ersten 8 Jahre in seinem Wohnzimmer, bis das
erste Schulhaus – die Dorfschule des Amtsbezirkes Kõnnu fertig
wurde. Nach der dringenden Empfehlung des Küsters Janter ist in
die Orgelklasse des Konservatoriums zu Tallinn Hugo Lepnurm
gegangen, der in dem Amtsbezirk Kolga geboren ist.
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